Fraser Island – Die größte Sandinsel der Welt

Die gesamten 180.000 Hektar von Fraser Island bestehen aus Sand. Dies macht die Insel zur größten Sandinsel der Welt, eine Tatsache, die allein ihr vielleicht schon zu einer gewissen Bekanntheit verholfen hätte. Allerdings wäre es wohl kaum nur aufgrund dieses Umstands zu der großen touristischen Beliebtheit gekommen, die Fraser Island heute aufweisen kann – eine Sandinsel mag zwar interessant anzusehen sein, aber etwas besonders vielseitiges stellt man sich darunter nicht unbedingt vor.

Es ist vielmehr die besondere Vegetation und die einzigartige Landschaft, die diese Insel aufzuweisen hat, die ihr zu dieser Beliebtheit verholfen hat. Schon die Ureinwohner nannten sie „k´gari“, was wahrscheinlich so viel wie „Paradies“ heisst – man ist sich mit dieser Übersetzung nicht ganz sicher, doch sicher ist, dass die Insel diese Bezeichnung durchaus verdient hätte.

Zu dieser Überzeugung kam auch die UNESCO, die Fraser Island 1992 in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm. Seitdem zählt man auf Fraser Island jährlich 100.000 Besucher, davon allein 40.000 zu Ostern, was vielleicht auf der Tatsache beruht, dass eine derartig fruchtbare und natürliche Insel sich für ein ehemaliges Fruchtbarkeitsfest besonders eignet.

An der Ostseite der Insel liegt der endlose Strand mit dem vielsagenden, zutreffenden Namen Seventy Five Mile Beach, der aus fest gepresstem, hellen Sand besteht. Tatsächlich misst dieser Strand ungefähr 75 Meilen, was beinahe die gesamte Ostseite der Insel ausmacht. Fraser Island ist rund 125 Kilometer lang, aber nur 5-25 Kilometer breit, das der Insel eine schmale, geschwungene Form verleiht.

Allerdings sind große Teile des Strandes nur selten ruhig, da viele Geländewagen und Touristenbusse ihn als Autobahn benutzen. Auch wenn dieser Missbrauch bisher keine bleibenden Schäden hervorgerufen hat, ist doch zumindest die Ruhe, die ein Strand, der von Horizont zu Horizont reicht, vermitteln könnte, empfindlich gestört.

Auch wenn man den Strand einmal in einer ruhigen Stunde vorfindet, sollte man vom Baden im Meer absehen. Die Unterströmungen sind unberechenbar und sogar für erfahrene Schwimmer gefährlich.

Die Meeresbewohner, die dort im Meer zu finden sind, stellen allerdings keine Bedrohung dar. Normalerweise sind dort nur harmlose Leoparden-Haie, Schildkröten und Delphine zu finden, die sich bei ruhiger See oft ganz nah an die Küste wagen.

Vor allem vom Aussichtspunkt Indian Head kann man so oft Zeuge interessanter Schauspiele werden. Dieser Punkt liegt auf der Felsenbarriere, hinter der sich der Sand der Insel auftürmte. So galt Indian Head den Aborigines auch als heiliger Ort.

Eine besondere Sehenswürdigkeit auf Fraser Island sind ohne Zweifel auch die kristallklaren Bäche und vor allem die Seen im Inselinneren.

Auf Fraser Island hat man insgesamt mehr als 60 Süßwasserseen gezählt, in denen das Wasser besonders rein, da vom Sand gefiltert, ist.

Daher eignen sie sich hervorragend zum Baden und erfreuen sich zu diesem Zweck auch großer Beliebtheit. Die bekannten Seen sind daher zu den stark frequentierten Zeiten oft auch recht überlaufen – so zum Beispiel der 130 Hektar große, fünf Meter tiefe Lake MacKenzie. Ein anderer großer See auf Fraser Island ist Lake Wabby, der doppelt so tief ist wie Lake MacKenzie und der aufgrund seiner abgelegenen Position meist weniger gut besucht ist. Zwei Wanderwege führen zu diesem See, den man auch Window Lake nennt, da die spiegelglatte Oberfläche, die oft völlig unbewegt daliegt, an ein Fenster erinnert. Der erste Weg führt durch einen schönen Eukalyptuswald, der andere durch die Dünen. Beide Wege sind lohnenswert, und es bietet sich natürlich an, auf dem Hinweg den einen und auf dem Rückweg den anderen zu nehmen. Allerdings kann man auf dem Rückweg durch die Dünen relativ leicht vom Weg abkommen, was sich dann in einem kleinen Umweg niederschlagen würde. Die Dünenlandschaft in der Nähe des Lake Wabby ändert sich ständig, und Messungen haben ergeben, dass der See langsam, aber sicher von den Dünenbewegungen verschlungen wird.

Von einem nahegelegenen Aussichtspunkt hat man einen fantastischen Ausblick über das tiefblaue Wasser und die umgebende Landschaft, und es ist in der Tat ein Erlebnis, drei so unterschiedliche Landschaften wie Wald, See und Dünen so nah beieinander zu sehen.

Beim Baden in den Seen auf Fraser Island gilt übrigens ganz allgemein große Rücksicht auf die Natur zu nehmen: Besucher dürfen keinen Sand in die Seen trampeln, und man sollte penibel darauf achten, dass keine Sonnencreme in die Seen gelangt.

Es gibt übrigens eine besondere Art von Landbewohnern auf Fraser Island, vor denen man sich einigermaßen in Acht nehmen sollte. Auf der Insel leben ungefähr 200-300 Dingos, die von den Aborigines vor langer Zeit auf die Insel gebracht wurden. Aufgrund der geographischen Beschränktheit ihres Territoriums sind diese Dingos wohl die reinrassigsten in ganz Australien, und sie sind, auch wenn sie nicht besonders scheu sind, auf keinen Fall zahm. Zwar greifen die Tiere normalerweise keine Menschen an, doch sollte man sie nicht ermutigen, näher zu kommen, da sie recht unberechenbar sind und auch schon Besucher gebissen haben.

Weiter im Inselinneren werden die weißen Sanddünen der Küste von Wäldern abgelöst. Dort erheben sich lichte Eukalyptuswäldchen oder sogar subtropischer Regenwald, während auf weniger fruchtbarem Boden immerhin Busch- oder Heideland wächst.

In der Anfangszeit der Besiedlung wurden, wie beinahe überall in Australien, viele Bäume gefällt, darunter auch wertvolle, heute seltene gewordene Urwaldbäume, die nur noch selten zu finden sind. Teilweise stellt die Great Sandy Region auf Fraser Island den einzigen Lebensraum dar, auf dem manche Baumsorten noch zu finden sind.

Ein Beispiel ist das sogenannte Valley of the Giants, ein Tal, welches durch seine Bestände an riesigen Satinay-Bäumen hervorsticht.

Die Westküste der Insel wird geprägt von weiten Lagunen und Mangrovensümpfen.

Die Great Sandy Region barg in der Vergangenheit für den Menschen allerdings auch seine Tücken – zwar nicht an Land, aber doch auf See. Nahegelegene Untiefen wurden so manchem Schiff zum Verhängnis, und noch heute liegen hier zwei rostende Schiffswracks an Land: die Maheno und die Marloo.

Drei Kilometer nördlich von Eli Creek liegt das Wrack der Maheno, die 1935 auf Grund gelaufen ist, und nordöstlich davon die Marloo, die schon seit 1914 vor der Küste der Insel liegt.

Auch wenn das Wrack der Maheno wegen der leichten Zugänglichkeit dazu einzuladen scheint, ist vor dem Herumklettern auf dem Wrack zu warnen – das Material hat in den letzten siebzig Jahren stark gelitten, und es ist teilweise nicht mehr absehbar, wie belastbar manche Teile des Schiffes sind. Einen Eindruck von dem Schiff und seiner Geschichte kann man im Bistro im Happy Valley gewinnen, wo Fotos und Zeitungsartikel als Dokumente ausliegen.

Bild von MikeLawton