Broken Hill

Auch wenn es in Far West andere Orte gibt, deren heutige Erscheinung stärker vom Bergbau geprägt ist, gilt Broken Hill in Australien noch immer als das Synonym für Bergbau.

Seit mehr als 100 Jahren wird in den Minen der berühmten Line of Lode Blei, Zink und Silber abgebaut. Die Line of Lode gilt gemeinhin als die reichhaltigste Ader dieser Art auf der ganzen Welt, und es scheint offensichtlich, dass ein recht abgelegener Ort wie Broken Hill als hauptsächliche Wirtschaft Bergbau betreibt.

So war die kleine Stadt früher auch kaum mehr als eine gewaltige Bergarbeitersiedlung, deren Bild durch die „Kumpels“ aus der Mine nachhaltig geprägt wurde. Die wirtschaftliche Struktur der Stadt war daher auch hauptsächlich auf die Bedürfnisse dieser Menschen ausgerichtet, und da sich Broken Hill zu dieser Zeit keiner großen touristischen Beliebtheit erfreute, fand man abgesehen von Kneipen nur wenig Gastronomie.

Eine Wendung trat ein, als in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Outback von einer neuen Künstlerbewegung entdeckt wurde, die sich später „Brushmen of the Bush“ nennen würde. Pro Hart, Eric Minchin und Jack Absalom waren die größten Künstler, die sich von den klaren Linien des Outback und seinen faszinierenden Lichteffekten angezogen fühlten.

Mittlerweile hat sich in Broken Hill eine florierende Kunstszene entwickelt, deren Werke man in zahlreichen Kunstgalerien bewundern kann.

Seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist die permanente Wasserversorgung der Stadt durch eine Pipeline vom Darling River gesichert; extensive Begrünungsaktionen haben mittlerweile dazu geführt, dass Broken Hill sich als erfrischen grüne Oase inmitten der roten Weiten des Outbacks  darstellt.

Obwohl Broken Hill zu New South Wales gehört, liegt die Stadt so nah an der südaustralischen Grenze, dass eine Zeitverschiebung zum restlichen Teil des Staates besteht – die Uhren in Broken Hill hinken eine halbe Stunde hinterher.

Man könnte sagen, dass nicht nur die Uhr in der Stadt ein wenig langsamer geht. Als 1883 der Farmgehilfe und Grenzreiter Charles Rasp einem zerklüfteten Hügel Gesteinsproben entnahm, hätte er kaum damit gerechnet, auf was er stoßen würde. Die spektakuläre Line of Lode, die sich in dieser Gegend befand, wurde bald darauf als eine der reichhaltigesten Blei-Zink-Silber-Adern der Welt eingestuft, und bald machte sich die Firma „Broken Hill Proprietory“ an den Abbau dieser Vorkommen. BHP geht auf eine Gründung von Rasp zurück, der zusammen mit Freunden das „Syndicate of Seven“ gründete, die Eigentümergruppe der Broken Hill Proprietory. Der Name Broken Hill leitet sich von dem zerklüfteten, „gebrochenen“ Hügel ab, auf dem die ersten Vorkommen entdeckt wurden.

Die wirtschaftliche Entwicklung war rasant – zum Abbau der sieben Kilometer langen und teilweise 250 Meter breiten Lode-Ader wurde eine große Zahl von Arbeitskräften benötigt, die auch alsbald durch schnelle Besiedlung bereitgestellt war.

Allerdings geht die Stadt Broken Hill weniger auf eine Stadt- denn auf eine Arbeitslagersiedlung zurück. Die Bedingungen der Arbeiter der BHP waren berüchtigt, oft standen nur Blechhütten, die sogenannten „tinnies“, als Unterkunft zur Verfügung. Das heiße Klima machte diese in den Mittagsstunden oft zu einem wahren Hochofen.

Hartes Klima, schwere Arbeit und mangelhafte Ernährung machte viele der Arbeiter krank, und die Sterberate in Broken Hill war doppelt so hoch wie im Rest von New South Wales.

Neben den Minenarbeitern wurde eine große Zahl von Holzfällern benötigt, da sowohl Mine als auch Siedlung einen immensen Bedarf an Brennholz hatten. Bald waren die ohnehin nicht übermäßig ausgeprägten Baumbestände in der Umgebung abgeholzt.

BHP beschäftigte zu dieser Zeit insbesondere Einwanderer, und man kann sagen, dass die finanziell schlechte Lage dieser Menschen schamlos ausgenutzt wurde, ohne ihnen Aus- oder Aufstiegsmöglichkeiten zu gewähren. Die Gewerkschaftskämpfe, die als Nachwirkung der industriellen Revolution in vielen Teilen der Welt tobten, waren hier besonders hart. 1919-1920 waren die Jahre des „großen Streiks“ – die Arbeiter von Broken Hill hielten insgesamt 18 Monate durch, obwohl die Repressionen der Arbeitgeber teilweise immens waren und echte Schlachten mit der Polizei tobten. Nachdem die Situation damals eskaliert war, war den Menschen bald klar, dass, wenn sie diesmal nachgeben würden, auf absehbare Zeit kein Erfolg mehr gegen die unmenschlichen Bedingungen in den Broken Hill Mines erzielt werden könnte. Daher trieb die Verzweiflung sie an, und auch wenn unter den Familien der Arbeiter Hunger an der Tagesordnung war, rang man der BHP schließlich entscheidende Konzessionen ab.

Doch Broken Hill war nicht nur spät in der Entwicklung der Gewerkschaften – nachdem die Unterdrückung durch die BHP nachgelassen hatte, verfolgte der danach sehr einflussreiche Barrier Industrial Council eigenen Ziele, die man nicht unbedingt mit dem Wohl des Großteiles der Bewohner von Broken Hill vereinbaren konnte.

Bis zu den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts war die Gruppe der weißen, männlichen Arbeiter dermaßen dominierend, dass Frauen nach der Eheschließung ihre Arbeitstelle kündigen mussten und verschiedene Maßnahmen auch die Rechte Farbiger einschränkten.

So trat ein Wandel der Mentalität in Broken Hill erst rund 20 Jahre später ein als im Rest Australiens.

Heute wird Broken Hill zwar immer noch in der üblichen Vorstellung eng mit Bergbau verbunden, doch ist man sich in der Stadt schon lange im klaren, dass dieser nicht die Zukunft der Stadt sein kann. Zwar werden die Erträge der Mine, die heute noch betrieben wird, noch über einige Jahre sicher sein – die Zahl der Arbeitsplätze im Bergbau ist jedoch in den letzten Jahren immer weiter geschrumpft, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Modernisierung der Bergbautechniken.

Mehr Potential auch für die Zukunft hat die Stadt im Tourismus, auch wenn man von Broken Hill nicht behaupten kann, dass es sich bei dem Ort um ein lauschiges Urlaubsziel handelt.

Doch ganz gleich, was die Zukunft für diesen interessanten Ort bringen wird, es bleiben für den Touristen heute einige Sehenswürdigkeiten, die zu einem Besuch in der Stadt einladen.

Da wäre zum Beispiel der obligatorische Bergwerksbesuch, der in der Nähe der Stadt von Delprats Mine, South Mine oder Daydream Mine angeboten wird.

Sehr interessant sind die Führungen bei Delprats, die von ehemaligen Kumpels abgehalten werden. Die Besucher, ausstaffiert mit Helm und Lampe, werden in einem Aufzug über hundert Meter in die Tiefe gefahren, wo sie sich einen realen Eindruck von den Schwierigkeiten un Gefahren des Bergbaus in der Vergangenheit machen können.

Interessant und themenverwandt ist ein Besuch im Whites Mineral Art and Mining Museum, wo man einen realistisch rekonstruierten Tunnel bewundern kann. Dort werden auch Vorträge über die Geschichte von Broken Hill geboten, die besonders auf die Bergwerke und die Bergleute eingehen.

Neben dem Bergbau ist für Besucher normalerweise die Kunstszene von Broken Hill von besonderem Interesse.

Einen Einblick in diese kann man sich gut in der Broken Hill City Art Gallery verschaffen. Diese Galerie ist die zweitälteste von New South Wales und sehr umfassend; neben älteren Kunstwerken, insbesondere der Porträt- und Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts, findet man insbesondere Werke der Brushmen of the Bush.

Sehr umfangreich ist auch die Sammlung des ehemaligen Bergarbeiters Pro Hart, der eben jener Bewegung angehört und eine der umfassendsten Privatsammlungen Australiens sein eigen nennt. Natürlich findet man in der Sammlung eines große Zahl von Harts eigenen Werken, doch auch Ausblicke auf die übrige australische Kunstwelt.

Um sich einen Gesamt-Überblick über die Kunstszene von Broken Hill zu verschaffen, empfiehlt sich die Arts Tour, über die man im Tourist Office Informationen erhält.

Bild von denisbin