Schon lange vor den ersten europäischen Einwanderern wurde das Stadtgebiet Sydneys von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, bewohnt.
Dieses Volk, welches laut Schätzungen, die auf Radiocarbon-Daten basieren, wahrscheinlich vor 40.000 oder 50.000 Jahren nach Australien kamen, bewohnten das Land in Sippenverbänden, die sich in einem starken interkulturellen Austausch befanden, auch wenn wahrscheinlich jede Sippe ihre besondere Kultur hatte und ihren eigenen Dialekt sprach.
Kulturelle Unterschiede basierten zu großen Teilen auf den regionalen Gegebenheiten des Stammesgebietes, die einen starken Einfluss auf die Sprache sowie auf benutzten und benötigte Werkzeuge hatten.
Es ist nach archäologischen Schätzungen sehr wahrscheinlich, dass auch schon in der Frühzeit der Aborigines sogar Handelsverbindungen zwischen den Stämmen bestanden, die allerdings zumeist nur eine begrenzte Auswahl an Gütern umfassten.
Die regionale Spezialisierung der Sippen machte viele Güter, die eine herstellte, für die anderen gar nicht interessant – es ist sicher einsichtig, dass ein Boot für eine Sippe, deren Gebiet sich in gebirgiger Landschaft befand, kaum von Interesse war.
Die Sippen wiederum waren in kleine Gruppen von ungefähr 50 Menschen unterteilt, die man grob als „Familie“ bezeichnen konnte. Jede Familie besaß innerhalb des Sippengebietes eigene Jagd- und Sammelgründe, ein System, welches zwar Konfliktpotential bot, doch meistens friedlich gehandhabt wurde.
Dies beruht wahrscheinlich auf dem relativ strengen System von Gesetzen unter den Aborigines, dessen Oberste die Stammesältesten waren, in denen beide Geschlechter repräsentiert waren. Eine übliche Strafe für Vergehen war es, die Angehörigen eines Opfers die Strafe vollziehen zu lassen, ein Brauch, der bei schweren Vergehen auch durchaus die Tötung eines Delinquenten durch die Verwandten seines Opfers umfasste.
Auch wenn die Aborigines durch die traditionelle Verteilung ihrer Gebiete eigentlich an bestimmte Regionen gebunden waren, gab es durchaus Gruppen, die auf der Suche nach einem besseren Lebensraum weite Wanderungen unternommen. Dies war wahrscheinlich eine der treibenden Kräfte für den kulturellen Austausch unter den Sippen.
Werkzeuge und Waffen, die von den Aborigines benutzt wurden, waren Keulen, Speere und Äxte, außerdem Wurfstöcke, die wahrscheinlich der Vorläufer des bekannten Bumerangs waren. Angelhaken, Boote und Kanus waren in den Küstenregionen ebenfalls bekannt, was natürlich nahelegt, dass Fischfang für die Bewohner der Küsten durchaus eine Nahrungsquelle war.
Bekannt sind von den Aborigines auch verschiedene Initiationsrituale, die für die Menschen den Übergang zum Erwachsensein markierten. Die relativ späte Besiedlung des Kontinents durch Europäer erlaubt noch heute anhand von Beobachtung bestehender Lebensumstände und Bräuche einen guten Einblick in die Lebensweise der australischen Ureinwohner. Bekannte Zeremonien sind zum Beispiel das Entfernen des Vorderzahns oder verschiedene Arten von rituellen Hautritzungen.
In Sydney lebten zur Zeit des Beginns der europäischen Besiedlung Australiens rund 3.000 Menschen. Die Aborigines der Gegend teilten sich in drei große Gruppen: die Dharawal im Süden, die Dharug im Westen und die Ku-ring-gai im Norden des heutigen Stadtgebietes.
In der Bucht, in der Cook 1770 vor Anker ging, lebte eine kleine Splittergruppe der Dharug, die sich Eora nannte.