Die Natur in New South Wales ist äußerst abwechslungsreich und vielseitig. Mehr als 100 Nationalparks und Reservate haben diese Lebensvielfalt mittlerweile unter Schutz gestellt, doch obwohl New South Wales für australische Verhältnisse bevölkerungsreich und klein ist, erscheint einem Europäer die Natur in diesem Land weitaus weniger bedroht als in vielen anderen Teilen der Welt. Dennoch sind die Schutzgebiete wichtige Maßnahmen, um Australiens Flora und Fauna auch in der Zukunft zu sichern; abgesehen davon ist ein Abstecher in solche sehr unberührten Gebiete für viele Menschen ein einmaliges Erlebnis, in dem sie die Natur auf besondere Art und Weise zu schätzen lernen.
Dennoch gibt es in New South Wales auch außerhalb der Parks oft interessante Naturerlebnisse zu entdecken.
Südlich von Sydney zum Beispiel ist die Küstenlandschaft von einer heidenartigen Vegetation geprägt, die auf den sandigen Böden und Dünen gut gedeiht. Zwar bietet diese Vegetation kaum größeren Beutel- oder Säugetieren einen Lebensraum (was nicht am Einfluss des Menschen, sondern am Ökosystem liegt – im Royal National Park, wo Gebiete mit solcher Vegetation unter Naturschutz stehen, verhält es sich nicht anders), aber die Vielfalt von Vögeln, Insekten und Schlagen ist immens.
Jenseits der Küste bis zu den Tafelländern im Westen findet man die dichtesten und größten Wälder in New South Wales. Unter ihnen sind auch etliche Eukalyptuswälder, die den Wald natürlich „typisch australisch“ machen. Bemerkenswert sind diese Wälder aber vor allem auch, weil in ihnen einige der höchsten und ältesten Bäume der Welt zu finden sind.
Die positiven Urteile, die hier über den Zustand der Natur in New South Wales abgegeben werden, sollen keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass es natürlich auch in dieser Region große Missstände gibt. So war der Norden des Staates früher zu großen Teilen (nämlich von der Küste bis zu den westlichen Tafelländern) von dichtem Regenwald bedeckt. Heute ist von diesen Waldgebieten kaum noch etwas übrig geblieben; die kleinen Gebiete, in denen man noch Regenwald findet, stehen selbstverständlich unter Naturschutz, entweder als Nationalparks oder als State Forests. Man findet sie besonders an den nördlichen Hängen des Tafellandes.
Man findet kaum Straßen, die in diese Gebiete hinein führen; die Wege, die es gibt, sind zumeist so wenig ausgebaut, dass eigentlich nur Wanderer oder Geländewagen hinein kommen.
Wenn man allerdings den nicht unbeschwerlichen Weg in einen solchen State Forest auf sich nimmt, wird man mit eindrucksvollen Naturerlebnissen belohnt. Nicht nur ist die Regenwaldfauna dort noch sehr üppig und lebendig und bietet ein prachtvolles Bild von Palmen, Orchideen, Farnen und immergrünen Buchen – auch viele ausgefallene und ungewöhnliche Tiere (insbesondere Vögel) sind dort noch so verbreitet, dass man sie oft zu sehen bekommt.
Eine Vielzahl von Papageienarten findet in den Regenwäldern noch einen Lebensraum, aber auch wenige farbenfrohe Tiere wie die Laubenvögel oder Buschhühner kann man beobachten. Für Australienbesucher besonders interessant sind natürlich die verschiedenen Arten von Beuteltieren, die man in freier Wildbahn beobachten kann. Gewöhnliche Ringbeutler, Langnasenbeutler sind im Regenwald ebenso zu finden wie die seltenen Filander, die von Australiern „pademelons“ genannt werden.
Auch in den höher gelegenen Gebieten des Tafellandes ist die Hand des Menschen nicht ohne Spuren geblieben. Die Wälder, die früher in diesem Gebiet zu finden waren, wurden weitgehend abgeholzt, um Siedlungen und Weideland Platz zu machen. Dort, wo noch Wald zu finden ist, herrschen lichte Eukalyptuswälder vor.
In diesen findet man allerdings dennoch eine Menge von interessanten Tierarten, zum Beispiel Schnabeligel oder Fuchskusi. Auch eine Vielzahl von verschiedenen Beutelmausarten hat in diesen veränderten Gebieten einen Lebensraum gefunden.
In noch höheren Regionen herrschen bei der Vegetation die sogenannten „Snow Gums“ vor, eine kältefeste Eukalyptusart.
Jenseits der Great Dividing Range liegen die großen westlichen Ebenen. Ganz in der Nähe des Gebirgszug, in den Western Slopes, sind viele Gebiete für die intensive landschaftliche Nutzung so weit verändert worden, dass eine Menge von Tierarten von dort verdrängt wurde. Allerdings findet man in den noch weiter westlich gelegenen Ebenen, welche zum Landesinneren hin immer trockener werden und die auch irgendwann ins Outback übergehen, eine Vielzahl von Tieren. Diese wurden aufgrund der Weite der Landschaft von Menschen entweder schlicht und einfach nicht behelligt oder haben sich den nur leicht veränderten Gegebenheiten recht mühelos angepasst.
Kängurus, Wallabies, Emus und der australische Keilschwanzadler sind in diesen Gebieten ebenso zu finden wie das exzentrische Thermometer-Huhn (mallee fowl), welches seinen Namen einer besonderen Temperaturaffinität verdankt.
Neben diesen größeren Tieren ist die Vielfalt von Schlangen, Eidechsen und Insekten hier ebenso groß wie anderswo in Australien.
Bild von paul bica