Eine der beiden wichtigen Metropolen des nördlichen Queensland ist Townsville, eine Stadt, die immerhin mehr als 140.000 Einwohner hat. Es besteht eine starke Rivalität zwischen der Stadt und Cairns, dem einzigen Ort, der diese Konkurrenz aufnehmen kann.
Townsville hat in verschiedener Hinsicht gewonnen – die Stadt ist die wichtigste Dienstleistungs- und Verwaltungsmetropole in diesem Teil des Landes, und diese Stärke führte zu einem Wachstum, welches Townsville mit der nahelegenen Schwesterstadt Thuringowa zusammenwachsen ließ. Der fremdartig anmutende Name dieser Stadt (die mittlerweile kaum noch von Townsville zu unterscheiden ist und deren Bekanntheit unter dem „großen Bruder“ stark gelitten hat) geht ausnahmesweise nicht auf die Sprache der Ureinwohner, sondern vielmehr auf ein deutsches Land zurück- „Thuringowa“ ist eine englische Verballhornung des deutschen Namens „Thüringen“.
Dennoch gilt im allgemeinen in den Reiseführern nicht Townsville, sondern der Rivale Cairns als die „Metropole des Nordens“, schlicht und einfach aus dem Grund, dass Townsville den Kampf um touristische Reputation gegen Cairns verloren hat.
Zwar kann die Stadt durchaus viele Besucher pro Jahr aufweisen, doch eine günstige Lage, gute Verkehrsverbindungen und ein effektives Verwaltungsnetz sind nicht die Attribute, die Reisende an einer Stadt schätzen.
So beruht die Wirtschaft der Stadt auf der normalen Industrie dieser Region. Der Hafen, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den gesamten Norden des Landes, verschifft Erz aus Mt Isa und landwirtschaftliche Produkte aus dem Hinterland. Zuckerrohr und Rindfleisch sind die wichtigsten Güter, doch werden in Townsville auch andere Waren verladen.
Im Flusstal nahe der Stadt haben sich eine Vielzahl von Industriebetrieben niedergelassen, die oft den einzigen Blickfang in den relativ gleichförmigen Vororten von Townsville darstellen. In diesen Betrieben wird Rohkupfer aus den Bergwerken ebenso verarbeitet wie Nickel und Kobalt, während eine Zementfabrik den wichtigsten Baustofflieferanten für weite Teile des Nordens darstellt. Die Industrie ist stark in Townsville, und auch wenn sie glücklicherweise die Stadt optisch nicht prägt, ist ihr Einfluss doch auch nicht unbedingt zu übersehen.
Wichtig für die Wirtschaft der Stadt ist auch die James Cook University, die einzige Universität in Nord-Queensland, die die Betriebe der Stadt mit ausgebildeten Fachkräften versorgt.
Interessant ist die Namensgebung der Stadt – der Name Townsville leitet sich vom bekannten Geschäftsmann Robert Towns ab, der in der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand der Stadt lieferte, indem er das sogenannte „blackbirding“ ersann. Dabei handelt es sich nicht um eine besonders raffinierte Art der Vogeljagd, sondern unverschämterweise um das Kidnappen von Melanesiern, die unter sklavenartigen Bedingungen auf den Plantagen der Gegend zur Arbeit gezwungen wurden.
Äußerlich erscheint Townsville nicht unbedingt vielsagend – rund um die Stadt findet man nur eine spärliche Vegetation, das einzige markante Landschaftsmerkmal ist ein kahler Granitfelsen, der nahe der Stadt in die Höhe ragt. Die Silhouette von Townsville wird vom „sugar shaker“ geprägt, dem nicht besonders ansehnlichen Turm eines Hotels, der wie ein riesiger „Zuckerstreuer“ in die Höhe ragt.
Auch der erste Eindruck, den viele Reisende von der Stadt gewinnen, ist nicht unbedingt angenehmer. Busreisende kommen natürlich im Busbahnhof an, der in der Gegend von South Townsville liegt, die allgemein als nicht besonders attraktiv gilt.
Dennoch hat die Stadt auch einiges zu bieten. Die Fußgängerzone Flinders St Mall bietet eine Reihe von interessanten Geschäften sowie die Möglichkeit, sich mittels eines Stadtplans zu orientieren. Eines der markantesten Gebäude auf dieser Straße ist das GPO, ein weißes Gebäude im Kolonialstil, welches auf recht opulente Art und Weise die nicht unbedingt ethisch korrekte Lebensweise der Menschen zu Robert Towns Zeit dokumentiert.
Die Perc Tucker Gallery, eine Privatgallerie, ist spezialisiert auf die Werke einheimischer Künstler. Ein Besuch ist für Kunstliebhaber lohnend, da die Kunstszene in Townsville recht stark ist und eine interessante Eigendynamik aufweist.
Andere Kultureinrichtungen sind zum Beispiel das Townsville Museum, welches sich im ersten Magistrate´s Court von Townsville befindet. Dieses Museum beschäftigt sich mit der Geschichte der Stadt, bietet aber auch wechselnde, aktuelle Ausstellungen an, die meist sehr gut gemacht und einen Besuch wert sind. Das Museum of Tropical Queensland umfasst eine Reihe von sehr anschaulichen, daher auch für Kinder und Jugendliche interessanten Ausstellungen, die sich mit Begebenheiten der lokalen Geschichte, aber auch der örtlichen Flora und Fauna beschäftigen. Besonders interessant ist die Pandora Gallery, die sich mit dem Wrack der „Pandora“ beschäftigt, einem Schiff, welches 1791 vor der Küste der Gegend sank. Nahe dieses Museums findet man das Reef HQ, welches besonders durch seine Bauweise hervorsticht. Ein Betonturm, der wie ein Schneckenhaus geformt ist. Reef HQ ist ein Aquarium, welches allerdings im Gegensatz zu anderen Einrichtungen dieser Art nicht etwa eine künstliche Reproduktion eines Lebensraumes enthält, sondern ein lebendes Korallenriff, welches auch direktem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Die Ausbalancierung des biologischen Systems erforderte große Kenntnis, und es ist ambitionierten Wissenschaftlern der Universität zu verdanken, dass dieses Projekt gelingen konnte. In Acrylglastunneln können die Besucher das Wasserbecken durchqueren und das Riff mit seinen zahlreichen Bewohnern beobachten.
Die zweite wichtige „Meile“ in Townsville ist die Flinders St East, eine gastronomische Straße, auf der sich Pubs, Cafés und Clubs aneinander reihen Besucher und Einheimische gleichermaßen einladen. Hier befindet sich auch das Exchange Hotel, trotz des Namens ein Pub und der älteste von Townsville. Das Exchange Hotel wurde 1868 gegründet und vor einiger Zeit auf historisch sensible Art und Weise wieder hergerichtet. Molly Malone´s, auf der gleichen Straße gelegen, ist wirklich ein Hotel und stammt aus der gleichen Periode wie der Pub. Die weißen, schmiedeeisernen Veranden sind ein typischer Merkmal der späten Kolonialbauweise in Queensland.
Das elegante Jupiters Hotel liegt nahe dem Kasino der Stadt, welches sich bei Besuchern immer wieder großer Beliebtheit erfreut. das Townsville Casino bietet eine interessante Möglichkeit, in stilvoller Atmosphäre das Glück in die Waagschale zu werfen, eine Option, die nicht nur Bewohner der Stadt gerne nutzen. Passend zum Ambiente liegt unweit dieser beiden Gebäude der Yachthafen der Stadt, die Breakwater Marina.